Usedom-Fahrt: Junge Truppe bei Schlaganfall

Eine Kutschfahrt in Polen, eine Rakete aus dem zweiten Weltkrieg in Peenemünde und die wunderschöne, zum Teil stürmische Ostseeküste… die „Schlaganfall-Selbsthilfegruppe für jüngere Betroffene“  besteht jetzt seit zehn Jahren und hat vier Tage auf Usedom verbracht!

UsedomVon Donnerstag den 6. Oktober bis zum Sonntag den 9. Oktober fuhren neun Menschen zwischen cirka 25 und 45 Jahren, die einen Schlaganfall hatten, zusammen nach Usedom.

Los ging es um 9 Uhr am Hamburger Hauptbahnhof mit dem Zug für 10 Euro in das Ostseebad Koserow. Das ist 400 Meter zum Strand. Im Best Western Hotel „Hanse-Kogge“ mitten in Koserow waren wir bestens untergebracht: luxuriös, behindertengerecht und zum sondergünstigen Preis.

Am Donnerstag regnete es, also trauten sich nur vier Hartgesottene an den Ostseestrand und essen dort Birnen, die anderen blieben gemütlich im Hotel und quatschen. Am Abend gab es dann ein spektakuläres Candle-Light-Dinner mit Asia-Food für die Vegetarier.

Conny Knack, FotoredakteurinAm Freitag liefen wir zu Fuß zum Bahnhof und fuhren mit der Usedomer Bäderbahn (UBB) nach Swinemünde in polen. Wir liefen in zwei Tagen 20 km! Dort fuhren alle außer Arne (er leidet an einer Pferdeallergie) eine halbe Stunde mit zwei Kutschen und genossen die schöne Landschaft, die alten Häuser und die Promenade. Die beiden Kutscher halfen nicht nur beim schwierigen Ein- und Ausstieg, sie haben uns auch ein tolles Angebot gemacht und so sind wir für 15 Euro statt 20 Euro gefahren. Wir bemerkten nur an den Straßenschildern, dass wir in Polen waren, eine Grenze war nicht zu sehen.

Anschließend führen wir in das Seebad Heringsdorf und machten bei ruhigen Wetter eine Wanderung auf die Seebrücke. Während die anderen auf der Seebrücke liefen, habe ich am Strand hellen Sand, Steine und Seegras gesammelt. Wir tranken noch gemütlich einen Kaffee und fuhren dann zurück nach Koserow. Am Abend haben wir in „Don Diegos“ Restaurant und Tapas Bar lecker gegessen – sehr gut. Am Abend waren wir noch bis spät in die Nacht in Koserow zum Kegeln.

Am Samstag fuhren wir nach Peenemünde und fünf von uns besichtigten das dort ansässige historisch-technische Informationszentrum. Sie waren besonders beeindruckt von der erste Grossrakete, die in den Weltraum vorstossen konnte, der V2, konstruiert von Wernher von Braun. Von Braun war von 1937 bis 1945 technischer Direktor der Heeresversuchsanstalt Peenemünde und wurde nach dem Krieg technischer Berater des US-Amerikanischen Raketenprogramms. Sein größter Erfolg war die bemannte Mondlandung 1969.

Währenddessen habe ich mich mit einer weiteren Mitreisenden im Hafengebiet furchtbar verlaufen. Wir wollten uns ein U-Boot an der Promenade anschauen, das lag aber auf der anderen Seite der Mole… später fuhren wir weiter nach Zinnowitz, dort war es sehr stürmisch. Nur sieben von uns trauten sich daher auf die Seebrücke. und auch die tolle Tauchgondel, mit der man unter die Wasseroberfläche abtauchen kann und doch trocken bleibt, war wegen des Wetters leider nicht in Betrieb. Dann waren wir zum Abschluss etwas trinken.

Nach dem Frühstück ging es am Sonntag mit der Bahn zurück nach Hamburg. Die Rückfahrt war sehr beschwerlich, da wir mit unserem Gepäck vier mal umsteigen mussten. Am Abend bin ich erschöpft und mit Muskelkater aber glücklich in mein Bett gefallen.

Unsere Selbsthilfe-Gruppe freut sich immer über neue Mitglieder unter 45 Jahren. Wir treffen uns alle 14 Tage Mittwochs von 16-18 Uhr im Kiss Wandsbek

Birte Oldenburg, Redakteurin. Nach meinem Schlaganfall am 3.3.2010 mit Stent in der Halsbeuge. Die Sprache war ganz weg. Der rechte Arm und das rechte Bein gelähmt. Langsam Stück für Stück, kommt die Sprache und der Arm wieder (ich möchte Mozart, Bach, Beethoven Klavier spielen, so, wie immer….. ). Doch der Weg ist lang und ungewiss… ich kann inzwischen überall zu Fuß hinlaufen! Ich habe diesen Text mit Hilfe meiner Logopädin Anna Craston geschrieben – in 4 1/2 Stunden – lach… :)
Foto (oben) von Birte Oldenburg, zwei Fotos von Conny Knaack, Fotoredakteurin